Ein schulischer Ansatz für körperliche, sportliche und künstlerische Praktiken

Eine an die Schule angepasste Praxisform im Bewegungs- und Sportunterricht kann als didaktisches Projekt definiert werden, welches die wesentlichen Merkmale der sozialen Referenzpraxis aufgreift, sie an den schulischen Kontext anpasst und danach umgesetzt wird.

Um den Begriff der an die Schule angepassten Praxisform zu verstehen, müssen zunächst die kulturelle Verankerung und die Werte geklärt werden, auf denen der Bewegungs- und Sportunterricht in der Schule beruht. Obwohl der Bewegungs- und Sportunterricht seine Referenzen aus den in der Gesellschaft vorhandenen Sportpraktiken bezieht, hat er nicht zum Ziel den SuS die Sportkultur des Leistungssports zu vermitteln. Sport als bevorzugter Unterrichtsgegenstand des sich darauf beziehenden Schulfachs hat in der Schweiz bereits eine lange Tradition (Kurz, 1977). Darüber hinaus fördern sportliche Aktivitäten auch die Entwicklung zahlreicher psychosozialer Fähigkeiten und Einstellungen, wie z. B. Sozialisierung, Gesundheit, selbstständiges Sporttreiben, etc. (Forest, Lenzen, & Öhman, 2018). Der kompetenzorientierte Ansatz zielt jedoch nicht darauf ab, die Sportpraxis zu instrumentalisieren, beispielsweise im Sinne einer restriktiven Sozial- oder Gesundheitserziehung, der für die SuS bedeutungslos sein kann. Die an die Schule angepasste Praxisform befindet sich an der Schnittstelle dieser beiden Kulturen: der Sportkultur, die reich an einer Vielfalt von Praktiken ist, und der Schulkultur, die auf erzieherische Werte beruht und das Bestreben hat, allen durch die Entwicklung von Kompetenzen einen individuellen Zugang zur Sportkultur zu verschaffen.

Der Bewegungs- und Sportunterricht ist ein Pflichtfach, das sich an heterogene Klassen richtet, insbesondere in Bezug auf die motorischen Voraussetzungen und die sportlichen Erfahrungen. Die Lehrperson hat die Aufgabe, den SuS authentische und bedeutungsvolle Bewegungs- und Sporterfahrungen anzubieten, die es allen ermöglichen, nachhaltige Kompetenzen aufzubauen. Um dies zu erreichen, ist davon auszugehen, dass nicht alle Sportarten und -bereiche unterrichtet werden können und demnach ist hier eine relativ komplexe didaktische Umsetzungsarbeit erforderlich (Mascret, 2010). Laut Coston, Pezelier, Testevuide und Ubaldi (2015) bedeutet diese Umsetzungsarbeit, dass man seine Entscheidungen durch einen Ausgleich zwischen fünf Bereichen begründen muss:

  • die Logik und Charakteristik der Sportart/des Sportbereiches;
  • die Vielfalt der SuS und die Werte der Schule;
  • die Ausrichtung der zu vermittelnden Inhalte, die es den SuS ermöglicht, einen Fortschritt Richtung Zielkompetenz zu erzielen;
  • das Engagement der SuS bei einem Vorhaben;
  • die für die SuS und die Lehrperson mögliche Durchführbarkeit.

Schliesslich muss die an die Schule angepasste Praxisform die Hauptmerkmale der Referenzpraxis beibehalten, aber sie muss eventuell einige Einschränkungen ermöglichen, damit die SuS entsprechend ihren aktuellen Voraussetzungen, Möglichkeiten und der verfügbaren Lernzeit gezielt lernen können (Dhellemmes, 2004).