Softhandball
Softhandball-Turnier
Mehrere Viererteams, inklusive Torhüterin oder Torhüter, treten in einem Turnier gegeneinander an. Es wird auf 2 Spielfeldern in der Turnhalle gespielt. Die Rolle der Torhüterin bzw. des Torhüters wird reihum von jedem Teammitglied übernommen.
Die Torhüterin oder der Torhüter der Mannschaft im Ballbesitz übernimmt die Rolle einer Feldspielerin oder eines Feldspielers, wodurch eine momentane Überzahlsituation entsteht, welche Torabschlüsse erleichtern soll.
Die Spiele werden mit einem Softhandball (weicher Ball) ausgetragen. Die Turnierform variiert je nach Anzahl der Schüler:innen (siehe Varianten im Anhang).
Das Projekt wurde erarbeitet und realisiert von Stefan Leuenberger (HEP-BEJUNE) & Serge Weber (HEP Vaud)
Expertin: Christelle Hayoz (HEP-PH Fribourg)
Projektbeschreibung zum Download
Erwartete Kompetenz am Ende der Unterrichtseinheit
Vorstellung des Themas und erste Analysen
Kompetenzbereich (Thematik) Sportspiele
Referenzsportart Handball (Softhandball)
SACHANALYSE
Handball teilt sowohl in technischer als auch in taktischer Hinsicht die grundlegenden Merkmale der Mannschaftssportspiele mit Bällen[1]. Wie beim Fussball, Basketball, Unihockey oder Eishockey geht es sowohl darum das Ziel zu treffen (Tor, Korb) als auch das eigene Tor/den Korb zu verteidigen. Wie bei all diesen Sportarten sind die Grundtechniken wie Passen, Fangen, Werfen, Schiessen oder Dribbeln ebenfalls vorhanden, wenn auch an die Merkmale und Regeln des Handballs angepasst. Darüber hinaus sind taktische Elemente wie Freilaufen, Decken oder Täuschen, sowie peripheres Sehen weitere wesentliche Gemeinsamkeiten.
Die eigentliche Sportart Handball ist eher für die Sekundarstufe 1 geeignet. Für die Primarstufe existiert eine angepasste Variante, das Softhandball, welches sich besonders gut für den Erwerb verschiedener Kompetenzen in der Schule eignet. «Softhandball ist das ideale Einstiegsspiel zur Sportart Handball. Einfache Regeln ermöglichen bereits ab dem Kindergarten ein attraktives, kindergerechtes Spielen. Die Kinder werden motorisch, koordinativ und kognitiv gefordert. Das Zweikampfverhalten und der faire, regelkonforme Umgang im Spiel enthalten zudem wertvolle pädagogische Chancen» (Meier, 2021, S. 1). Softhandball wird mit einem «weichen», nicht springenden Ball gespielt. Man kann damit nicht dribbeln, die Kinder haben keine Angst und alle getrauen sich deshalb ins Tor zu stehen. Zudem wird insbesondere das Zusammenspiel gefördert.
Das Spiel Softhandball in Kleingruppen eignet sich besonders gut für einen ganzheitlichen Lernansatz. Im Spiel 3:3 oder 4:4 spielt die Torhüterin oder der Torhüter mit der ballbesitzenden Mannschaft als Feldspielerin bzw. Feldspieler, wodurch der Schwerpunkt im Angriff liegt. Darüber hinaus bieten Spiele, die in kleinen Gruppen gespielt werden den Vorteil, dass in einer Standardturnhalle zwei oder drei Felder quer angelegt werden können und bis zu 24 Schülerinnen und Schüler (SuS) gleichzeitig spielen können. Durch die gleichzeitige Teilhabe (fast) aller SuS, kann das Ziel, «Spielen lernen durch Spielen», leichter erreicht werden.
Da Softhandball mit Torhüterin oder Torhüter gespielt wird, ist es wichtig, schon ab der 2. Lektion diese Funktion einzuführen.
Die relevanten Spielregeln werden während der gesamten Unterrichtseinheit schrittweise eingeführt. Diese werden in den vorgeschlagenen Aufgaben nicht speziell erwähnt, sondern müssen von der Lehrperson (LP) gezielt eingesetzt werden.
[1] In der Schweiz werden die Schulstufen mit dem HarmoS-Konkordat in drei Zyklen unterteilt und mit einer einheitlichen Zählweise (1H–11H) versehen: Zyklus 1 (Primarstufe): 1-2H Vorschulstufe/Kindergarten und 3-4H - Zyklus 2 (Primarstufe): 5-6H und 7-8H - Zyklus 3 (Sekundarstufe I): 9H, 10H und 11H.
Die auf den folgenden Seiten dargestellte Anwendungssituation ist als Vorschlag in Form einer komplexen Aufgabe zu verstehen, welche nach dem kompetenzorientierten Ansatz erarbeitet wurde. Dabei kann (oder muss manchmal auch) inhaltlich das eine oder andere verändert oder ergänzt werden, um es an die schulische Situation anzupassen. Dennoch soll die Komplexität dieser Anwendungssituation nicht zu stark modifiziert werden. Der Erwerb des Wissens und der Fertigkeiten, die für die Erreichung der angestrebten Kompetenz erforderlich sind, bedingt eine lange Lernzeit (8 bis 10 Stunden), welche sich in der Regel auf mehrere aufeinander folgende Doppellektionen verteilt.
KOMPETENZSTUFEN GEMÄSS LP21
Kompetenzstufe BS.4.B.1.1d
Die SuS können in kleinen Teamspielen den Ball oder das Spielobjekt annehmen und abspielen (z.B. Linienball, Wandball, Königsball, GOBA).
Kompetenzstufe BS.4.B.1.3c
Die SuS können im Spiel ein Ziel treffen.
Kompetenzstufe BS.4.B.1.4c
Die SuS können den Weg des Balls oder des Spielobjekts und den freien Raum erkennen (z.B. freilaufen, anbieten, in den freien Raum spielen).
Kompetenzstufe BS.4.B.1.5d
Die SuS können Mit- und Gegenspieler respektieren und zeitweise ohne Schiedsrichter spielen.
ÜBERFACHLICHE KOMPETENZEN GEMÄSS LP21
Personale Kompetenzen (Selbstreflexion: Eigene Ressourcen kennen und nutzen)
- Die SuS können eigene Einschätzungen und Beurteilungen mit solchen von aussen vergleichen und Schlüsse ziehen (Selbst- und Fremdeinschätzung).
Soziale Kompetenzen (Dialog- und Kooperationsfähigkeit: Sich mit Menschen austauschen, zusammenarbeiten)
- Die SuS können sich aktiv und im Dialog an der Zusammenarbeit mit anderen beteiligen.
- Die SuS können in der Gruppe und in der Klasse oder in einem Schülerrat Abmachungen aushandeln und Regeln einhalten.
Methodische Kompetenzen (Aufgaben/Probleme lösen: Lernstrategien erwerben, Lern- und Arbeitsprozesse planen, durchführen und reflektieren)
- Die SuS können neue Herausforderungen erkennen und kreative Lösungen entwerfen.
PÄDAGOGISCHE PERSPEKTIVEN
- Miteinander: Die SuS erleben erweiterte Formen des Miteinanders beim Spielen. Sie bauen ein kooperatives Verhalten auf und erleben die Gemeinschaft als unterstützend.
- Eindruck: Die SuS erweitern ihre Bewegungs- und Körpererfahrungen. Zudem vervollkommnen sie ihre Beobachtungskompetenzen in Bezug auf die Aktionen und Reaktionen der anderen SuS.
- Leistung: Sie soll über die Bewegungsintensität gefördert werden (Anregung des Herz-Kreislauf-Systems), andererseits geht es auch darum, in Spielbegegnungen bestehen und die eigene Einstellung zur Leistung reflektieren zu können.
VORAUSSETZUNG DER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER
Die SuS sind in der Lage:
- einen Ball zielgerichtet zuzuwerfen;
- einen Ball zu fangen;
- die Spielregeln anzuwenden.
Beschreibung der Anwendungssituation
KURZE VORSTELLUNG DER ANWENDUNGSSITUATION
Zu Beginn der Unterrichtseinheit stellt die Lehrperson homogene Teams zusammen, die bis und mit dem abschliessenden Spielturnier unverändert bleiben. Jedes Team besteht aus Spielerinnen und Spielern mit unterschiedlichen Leistungsniveaus.
Am Spielturnier bestreitet jedes Team mindestens 4 Spiele, die jeweils 5 Minuten dauern. Das Turnier kann je nach Klassengrösse in verschiedenen Formaten durchgeführt werden. Dabei darf ein Team maximal 5 Spieler:innen haben.
Anzahl und Zusammensetzung der Teams in Abhängigkeit von der Klassengrösse:
• 16 – 19 SuS: 4 Teams à 4 oder 5 SuS (1 Auswechselspieler:in);
• 20 – 23 SuS: 5 Teams à 4 oder 5 SuS (1 Auswechselspieler:in);
• 24 – 30 SuS: 6 Teams à 4 oder 5 SuS (1 Auswechselspieler:in).
Ein Vorschlag zur Anpassung der Turnierorganisation in Abhängigkeit von der Klassengrösse ist im Anhang verfügbar.
RAHMENBEDINGUNGEN (REGELN, VORSCHRIFTEN UND ORGANISATION)
Anweisungen der Lehrperson und Organisation
Die Turnhalle wird quer in zwei Hälften geteilt. Somit entstehen 2 Spielfelder, welche mit Markierungskegeln gekennzeichnet sind. Auf jedem Spielfeld treten 2 Teams gegeneinander an, bestehend aus 3 Feldspieler:innen und einer Torhüterin oder einem Torhüter. Unter Einhaltung der Regeln versuchen die SuS den Ball mit Pässen in Richtung des gegnerischen Tores zu spielen, um eine gute Chance für einen Torschuss zu bekommen. An den Seiten beider Spielfelder sind 2 Bereiche für die nicht spielenden Teams vorgesehen, welche Beobachtungs- und Beurteilungsaufgaben übernehmen (siehe Beurteilungsverfahren).
Unihockeytore eignen sich optimal als Tor im Softhandball. Falls nicht genügend davon vorhanden sind, können sie durch grosse Schwedenkästen oder an der Wand platzierte Matten ersetzt werden. Der Torraum (Fläche von ca. 3,5 m x 3,5 m) wird entweder durch vorhandene Linien, mit Klebeband oder mithilfe von Matten abgegrenzt.
Regeln
- Der Ball darf max. 3 Sekunden gehalten werden.
- Es darf mit dem Ball in der Hand max. 3 Schritte gelaufen werden.
- Prellen ist nicht erlaubt (Vorteil: mit einem Softhandball ist dies nicht möglich).
- Der Ball darf nicht mit Fuss oder Unterschenkel berührt werden.
- Körperkontakt ist nicht gestattet.
- Der Anwurf (auch nach Toraus) erfolgt direkt aus dem Torraum durch die Torhüterin/den Torhüter.
- Einwurf erfolgt nach Seitenaus an der Seitenlinie durch eine Spielerin/einen Spieler.
- Torwürfe aus dem eigenen Spielfeld und während des Wechsels der Spieler:innen des gegnerischen Teams sind nicht gestattet.
- Nach jedem Angriff muss die Torhüterin/der Torhüter und die Auswechselspielerin/der Auswechselspieler des eigenen Teams gewechselt werden (damit das funktioniert, erhalten alle Spieler:innen eine Nummer (1–4 oder 5). Nach jedem Angriff wechselt die nicht spielende Person ins Tor, die Torhüterin oder der Torhüter übernimmt die Position der nächsten Nummer, und so weiter).
Offizielle Regeln Softhandball: https://www.handball.ch/media/plhpr5k3/flyer-spielregeln-shb-mhb_de.pdf
Benötigtes Material
- Softhandball (oder kleiner Schaumstoffball)
- Unihockeytore (oder grosse Schwedenkästen oder Matten)
- Spielbänder verschiedener Farben
- Markierkegel
- Klebeband oder Matten
- Notizmaterial
Beurteilungsverfahren
Die vorgeschlagene Anwendungssituation (Spielturnier) soll die Überprüfung der angestrebten Kompetenz ermöglichen. Diese wird durch die verschiedenen Lernziele gestützt, die von den SuS während der Unterrichtseinheit erarbeitet wurden. Es ist entscheidend, dass die SuS im Voraus über die Beurteilungsmodalitäten informiert werden.
Die summative Beurteilung findet in der letzten Lektion in Form eines Softhandball-Turniers (4:4) statt. Die Beurteilungsformen für Technik, Taktik und Fair-Play werden wie folgt festgelegt:
- Selbstbeurteilung für die Technik;
- Beurteilung durch Peers für die Taktik;
- Beurteilung durch die Lehrperson für Fair-Play.
Während des gesamten Lernprozesses verwenden die SuS dasselbe Beurteilungsinstrument (die Zielscheibe). Damit sammeln sie Informationen,
- zu den zu Beginn vorhandenen technischen Kompetenzen (diagnostische Beurteilung),
- zu den individuellen Fortschritten während des Lernprozesses (formative Beurteilung),
- zum Kompetenzstand am Ende des Projektes (summative Beurteilung).
Beurteilungskriterien und beobachtbare Indikatoren
In diesem Projekt wird ein besonderer Schwerpunkt auf das Fairplay-Verhalten gelegt. Deshalb beziehen sich 2 der 4 Kriterien auf diesen Bereich. Alle Kriterien haben jedoch die gleiche Gewichtung.
Jeder Indikator auf dem Beurteilungsraster wird anhand der folgenden Skala beurteilt:
| Immer = 4 Punkte | Häufig = 3 Punkte | Selten = 2 Punkte | Nie = 1 Punkt |
Die Beurteilungsbögen für die Selbstbeurteilung, die Beurteilung durch Peers und die Lehrperson befinden sich in der Rubrik Unterrichtshilfen (Raster, Instrumente, etc.) für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrpersonen.
Die vorgeschlagene Beurteilungszielscheibe kann während der gesamten Unterrichtseinheit verwendet werden. Einerseits für die Selbstbeurteilung - um Fortschritte sichtbar zu machen, andererseits für die verschiedenen vorgesehenen Beurteilungsphasen (diagnostische, formative und summative Beurteilung).
Es liegt in der Verantwortung der Lehrperson, die Beurteilungszielscheibe in den Situationen einzusetzen, in denen diese für die SuS und den Lernprozess sinnvoll ist.
Aufgabenvorschläge
Das Spiel Softhandball in Kleingruppen eignet sich besonders gut für einen ganzheitlichen Lernansatz. Die SuS sollen das Spielen durch das Spiel selbst erlernen. Verschiedene Aufgabenvorschläge unterstützen sie dabei, die für das Spiel erforderlichen Kompetenzen schrittweise zu entwickeln.
Die folgenden Aufgaben sind als Vorschläge zu betrachten, mit welchen an den definierten Lernzielen gearbeitet werden kann. Jede Lehrperson wird eine angepasste Planung entsprechend der Klassenzusammensetzung, dem Verlauf des Lernprozesses und dem jeweiligen Kontext vornehmen.
Proximale Aufgaben sind insbesondere für Beurteilungen zu verschiedenen Zeitpunkten des Lernprozesses vorgesehen. Zielgerichtete Aufgaben werden als Varianten in den regulären Aufgabenvorschlägen und im Anhang angeboten.
Die folgenden Aufgaben sind in der Rubrik Unterrichtshilfen für Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrpersonen präziser und umfassender aufgeführt.
Kastenball 4:4 ohne Torhüterin/Torhüter
Diese Aufgabe ist für die diagnostische Beurteilung in der ersten Lektion vorgesehen (Selbstbeurteilung und Beurteilung durch die Lehrperson).
Auf jedem Spielfeld treten 2 Teams mit jeweils 4 SuS gegeneinander an. Sie versuchen mit Pässen, den Ball in Richtung des gegnerischen Ziels (Kasten) zu spielen und einen gezielten Wurf auf das Ziel auszuführen.
Softhandball 3:3 mit Torhüterin/Torhüter
Diese Aufgabe ist für die formative Beurteilung in der vierten Lektion vorgesehen.
Auf jedem Spielfeld treten 2 Teams mit jeweils 4 SuS gegeneinander an. Sie versuchen, den Ball mit Pässen in Richtung des gegnerischen Tores zu spielen, das von einer Torhüterin oder einem Torhüter geschützt wird, und durch gezielte Würfe Tore zu erzielen.
Die SuS eines 3. Teams befinden sich am Spielfeldrand und übernehmen die Rolle von Beobachter:innen.
Auf 3 Spielfeldern (jeweils ein Team pro Feld) organisieren sich die Teams, die jeweils aus 8 SuS bestehen, und spielen in Überzahlsituationen (5 gegen 3). Durch ein gezieltes Passspiel versuchen die angreifenden Spieler:innen, die beiden Verteidiger:innen auszuspielen, um eine günstige Schusssituation auf das Tor zu finden, welches von einer Torhüterin oder einem Torhüter verteidigt wird.
Auf einem abgegrenzten Spielfeld treten 2 Teams mit jeweils 4 SuS gegeneinander an. Die Mitglieder eines Teams passen sich den Ball zu und versuchen, ihn in einen freien Reifen zu legen, um einen Punkt zu erzielen. Die SuS des gegnerischen Teams versuchen den Punkt zu verhindern, indem sie einen Fuss in den Reifen setzen.
Bibliografische Hinweise und Weblinks
LITERATUR
- Deutschschweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK) (2015). Lehrplan 21 (LP21). D-EDK. https://v-fe.lehrplan.ch.
- Hayoz, C., Lanthemann, N., Patelli, G. & Grossrieder, G. (Hrsg.). (2021). Kompetenzorientiertes Lernen und Lehren im Bewegungs- und Sportunterricht. hep Verlag AG. Bern.
- Lötscher, H., Naas, M. & Roos, M. (Hrsg.). (2021). Kompetenzorientiert beurteilen. hep Verlag AG. Bern.
- Meier, D. & Ryser, F. (2021). Softhandball spielen. Handballfächer Basics. Ingold Verlag. Herzogenbuchsee.
WEBSITE
- Schweizerischer Handballverband. Flyer «Spielregeln Softhandball und Minihandball» [Online]. Olten (CH): 17. Sept. 2021. [Konsultiert am 19. März 2025]. Gesichtet auf: https://www.handball.ch/media/plhpr5k3/flyer-spielregeln-shb-mhb_de.pdf